Vereinigte Papierwerke in Heroldsberg, Luftaufnahme um 1960

1906 gründeten die Brüder Emil und Oskar Rosenfelder in Nürnberg die „Vereinigte Closetpapier-Fabriken“. Nur vier Jahre später verlegten sie die Produktion auf das ehemalige Betriebsgelände der Motoren- und Elektrizitätswerke Goller in Heroldsberg. Produziert wurden Toilettenpapier, Karnevals- und Scherzartikel. Mit der Marke „Camelia“ eroberte Oskar und Emil Rosenfelder ab ca. 1925 den Markt für Einwegbinden.

1929 wurde die Marke „Tempo“ beim Reichspatentamt in Berlin registriert. Dies war die Geburtsstunde der Tempo Papiertaschentücher, die einen weltweiten Siegeszug antraten.

Während des Dritten Reichs begann eine Hetzkampagne gegen die jüdischen Unternehmer, die daraufhin nach England emigrierten. 1935 wurde ihr Vermögen beschlagnahmt. Die Vereinigten Papierwerke wurden in der Folgezeit von Gustav Schickedanz, der 1927 das Kaufhaus Quelle gegründet hatte, vermutlich weit unter dem tatsächlichen Wert gekauft.

Nach dem 2. Weltkrieg erlebte die Firma einen ungeheuren Aufschwung. 1955 wurden erstmals eine Milliarde Tempo-Taschentücher produziert.

Seine Blütezeit erlebte die Fabrik in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Zeitweise arbeiteten über 2.500 Menschen in der „Bud´n“, wie sie im Ort genannt wurde.1970 war die Firma der weltweit größte Windelproduzent.

Der Niedergang begann Anfang der 80er Jahre, als finanzstarke ausländische Konkurrenten große Marktanteile erobern konnten. Zusätzlich führten hohe Rückstellungen für Invaliden-, Witwen- und Waisenrente zu Millionenverlusten.

Es kam zu Umstrukturierungen innerhalb des Konzerns, in deren Folge die gesamte Produktion zwischen 1985 und 1987 nach Neuss verlagert wurde.

1994 kaufte der amerikanische Konzern Procter & Gamble die Vereinigten Papierwerke. Noch im gleichen Jahr wurde das Werk in Heroldsberg geschlossen.

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