Sonderausstellung „Vertriebene“

11. Oktober 2024 bis 23. März 2025
Sonderausstellung im Weißen Schloss Heroldsberg

Mit der Sonderausstellung „Vertriebene“ widmet sich das Museum Weißes Schloss Heroldsberg der Geschichte der Menschen, die nach 1945 aus ihrer Heimat in Polen, der Tschechoslowakei, der Sowjetunion, Ungarn und Rumänien in die Region des Erlanger Oberlands kamen.

Der Zuzug einer großen Anzahl an Sudetendeutschen wirkte sich gravierend auf die damalige Struktur der Orte in der Region nördlich von Nürnberg aus. So erhöhte sich zum Beispiel die Einwohnerzahl Heroldsbergs gravierend. Viele Einwohner mussten Vertriebene aufnehmen, was zunächst zu Konflikten führte. Die Integration der Vertriebenen in Bayern war eine große Herausforderung. Die Regierung und verschiedene Organisationen setzten sich dafür ein, Wohnraum, Arbeit und soziale Unterstützung bereitzustellen. Ein wichtiger Arbeitgeber waren die Vereinigten Papierwerke in Heroldsberg, die die neuen Arbeitskräfte benötigten und für sie Wohnraum schufen. Dies entlastete die Einheimischen, die geflüchtete Familien aufgenommen hatten und eröffnete wichtige Perspektiven für die Neuankömmlinge. Die Vertriebenen mussten sich an ein neues Leben und eine neue Kultur anpassen. Jedoch integrierten sie sich schnell und trugen zum Wirtschaftswunder der 1950er Jahre bei. Vielerorts beschleunigten die Vertriebenen den Wandel dörflicher Gemeinschaften hin zu modernen Ortschaften. Sie brachten ihre eigene Kultur und Traditionen mit nach Bayern und bereicherten so auch den damaligen Landkreis Erlangen. Heute sind ihre Nachkommen ein integraler Bestandteil der bayerischen Gesellschaft.

Die Sonderausstellung zeigt mit Bild-Text-Tafeln, Kunstwerken und Objekten sowie Oral-History-Aufnahmen Ausschnitte aus dem Leben der Vertriebenen in ihrer neuen Heimat. Neben dem Fokus auf die Orte Heroldsberg, Kalchreuth und Eckental werden auch wichtige Zentren wie Bubenreuth, wo sich Geigenbauer aus Schönbach (Sudetenland) ansiedelten, in den Blick genommen.

Leihgaben von Nachfahren, Heimatvereinen, dem Geigenbaumuseum in Bubenreuth und eigene Exponate wie Gemälde des aus Ostpreußen stammenden Künstlers Fritz Heidingsfeld, der nach Heroldsberg übersiedelte, werden die Geschichte der Vertriebenen anschaulich illustrieren. Wir freuen uns auch über Ihre Leihgabe zu diesem Thema.

Ein Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen und Exkursionen sowie ein Katalog begleiten die Ausstellung.

Dr. Alexander Racz,
Kurator Weißes Schloss Heroldsberg